Tagesablauf
Der Tag beginnt für mich um 5 Uhr in der Sennerei, nein eigentlich um 4 Uhr 45 läutet der Wecker jeden Morgen gnadenlos. Schnell anziehen im Zwiebelsystem, denn am Morgen ist es noch sehr kalt, dann stehe ich in der Sennerei. Es gibt gleich einige Arbeiten gleichzeitig zu tun.
Da das Käsekessi mit Wasserdampf erhitzt wird, muss ich vorher im grossen Holzofen Feuer machen und für eine gute Regelung von heissem Wasser und Dampf sorgen.
Der Käse vom Vortag muss aus den Formen gelöst werden und in den Käsekeller eingeräumt werden, gleichzeitig muss die frisch gemolkene Milch von den Kühen im Stall ins Käsekessi.
Jedesmal wenn ich die Sennerei verlasse heisst es Gummikittel ausziehen, Stiefel wechseln, zum Stall, das selbe zurück, in der Sennerei muss es peinlichst sauber sein. Die Dampf – und Heisswasser Anzeige muss ich immer im Auge behalten und wenn nötig Holz nachlegen.
Die Käseformen müssen mit Wasser vorgespült und anschliessend in heissem Wasser und Lauge gewaschen werden, danach wird alles mit kaltem Wasser gespült. Ebenso wird der Käsetisch, die Wand und der Boden geschruppt und mit Wasser gespült. Die Milch vom Vorabend ist im Butterraum in der Milchwanne gelagert, und muss jetzt über ein Schlauchsystem abgepumpt und ins Käsekessi geleitet werden.
Bis die Sennin vom Melken zurück ist muss der Wasserdampf stimmen und alles bereit sein um mit dem Käsen zu beginnen. Vorerst werde ich in der Sennerei nicht mehr gebraucht. Ich tausche meine Sennenkleidung und gehe nach draussen an den Brunnen um das Melkgeschirr vorzuspülen, das Wasser im Brunnen ist eisig kalt und trotz der Gummihandschuhe sind meine Hände bald erstarrt.
Die Kühe werden jetzt von der Hirtin auf die Weide getrieben wo sie bis zum Nachmittag bleiben. Für die Sennin bleibt kurz Zeit ein Frühstück einzunehmen, denn auch sie ist wie die Hirtin seit halb vier Uhr morgens auf den Beinen, danach beginnt für sie das Käsen.
Jetzt wasche ich das vorgespülte Melkgeschirr in der Sennerei mit heissem Laugenwasser, anschliessend wird es mit kaltem Wasser nachgespült, alles blank geputzt wird es wieder bereitgestellt für die nächste Melkzeit am späten Nachmittag.
Unterdessen ist es ca. 7:30 Uhr und auch für mich ist endlich die Zeit gekommen für ein wohlverdientes Frühstück, meist mit der Hirtin zusammen. Lange Zeit zum sitzen und plaudern haben wir nicht, denn schon bald wird meine Hilfe in der Sennerei zum Käsen gebraucht.
Ist die Milch zu Käse verarbeitet und in den Käseformen beginnt der grosse Abwasch vom ganzen Käsegeschirr. Alles wird dreimal gewaschen, vorspülen, waschen, nachspülen, eine enorme Wassermenge wird in einer Sennerei gebraucht, gut tragen wir Gummistiefel und Gummischürzen!
Das Holz für den Ofen ist bald aufgebraucht und es ist mein Job für Nachschub zu sorgen, den wir möchten in der Alphütte gerne warmes Wasser. Gegen Ende des Morgens wird noch die Milchwanne geputzt und dabei überlege ich mir was ich heute für meine Alp Kolleginnen und mich kochen soll. Sie sind nicht anspruchsvoll, sind froh wenn etwas warmes auf den Tisch kommt.
Beide sind noch beschäftigt, die Sennin mit Käseschmieren oder Butter machen (jeden zweiten Tag), die Hirtin im Stall oder bei den Säuli, manchmal muss auch eine kranke Kuh behandelt werden.
Um etwa 13 Uhr wird gegessen. Danach hat jeder etwa eineinhalb Stunden für sich. Um ca 15:30 gehen wir die Kühe von der Weide holen, was mehr oder weniger lange dauert je nach Sturheit oder Stalldrang der Kühe.
Es heisst nicht einfach so “my het müeh mit dä Kühä”!
Das einstallen der Kühe nimmt Anfangs viel Zeit in Anspruch, da das liebe Vieh noch nicht weiss wo sein Platz ist, oder ganz einfach weil die Nachbarin nicht genehm ist, findet nicht jede sofort ihren Platz. Das Melken der Kühe dauert etwa 2 Stunden, das aber erledigen meine Kolleginnen, ich bringe die vollen Milchkannen in den Butterraum, wo die Milch in der Milchwanne bis zum nächsten Tag aufbewahrt wird.
Nach dem melken kommen die Tiere auf die Nachtweide. Ich bin erneut mit dem abwaschen vom Melkgeschirr beschäftigt, meine letzte grosse Tat für den Tag. Bei dieser Arbeit habe ich Zeit den Blick und meine Gedanken in die Ferne schweifen zu lassen.
Um ca 19:30 setzen wir uns zum gemeinsamen Nachtessen an den Tisch.
Die Gespräche drehen sich meist um das liebe Vieh, den Zustand der Weiden. Kein Tag vergeht wie der andere, meist gibt es ein kleineres oder grösseres Problem zu meistern.
Die Sonne ist noch nicht hinter den Berggipfeln verschwunden als wir uns gute Nacht sagen. Für Sennin und Hirtin beginnt der morgige Tag erneut um 3 Uhr 30.
Mich begrüsst der Wecker um 4 Uhr 45. Gute Nacht “Alp-Ferien”
Wenn du bis hier gelesen hast und Lust hast auch mal eine (Aus) Zeit auf der Alp zu verbringen und dir klar geworden ist, dass es keine geruhsamen Ferien werden, dann lies auch noch den letzten Teil meines “Alp Traumes” und wie man sich den erfüllen kann.